Fernwärme – das traditionelle Geschäftsmodell ist aktueller denn je

Kategorien: Alle-Artikel-Base-Kategorie, NachhaltigkeitVeröffentlicht: 25.04.2024

Im Zuge der Diskussion um die Novelle des Gebäudenenergiegesetzes (GEG) im Jahr 2023 ist es auch in der breiten Öffentlichkeit deutlich geworden – Dekarbonisierung erfordert eine echte „Wärmewende“. 56% [1] des Energieverbrauchs in Deutschland wird für Wärme in Haushalten und in der Industrie aufgewendet. Bei der Raumwärme wird derzeit noch fast in 75% [2] der Fälle auf fossile Energieträger gesetzt.

Hier will das GEG ansetzen – neue Heizungen sollen auf erneuerbare Energien setzen. Kurzfristig hunderttausende Heizungsanlagen in privaten Haushalten durch Wärmepumpen zu ersetzen wurde in den letzten Monaten jedoch auch kritisiert – und so forciert der Gesetzgeber zusätzlich den Ausbau der Fernwärme als Ergänzung bzw. alternative Lösung. Hiermit können – zumindest den Innenstädten – an zentraler Stelle Lösungen zur Dekarbonisierung gefunden werden statt in jeden einzelnen Haushalt.

Bereits heute stellt Fernwärme einem wichtigen Beitrag zur Wärmewende als umweltfreundliche Alternativen zu herkömmlichen Heizmethoden. Der Anteil der Fernwärme an der Wärmeversorgung in Deutschland liegt bei etwa 15% [3]. Noch bauen viele Fernwärmenetze auf Wärme aus großen Kohle- und Gaskraftwerken in Kraft-Wärme-Kopplung. Die gemeinsame Produktion von Strom und Wärme aus Gas wird auch weiter gefördert – wenn ein Pfad zur Nutzung von Wasserstoff vorhanden ist. Zur vollen Dekarbonisierung ist es jedoch noch ein langer Weg. Im Durchschnitt wird noch >65% 3 der Wärme in Fernwärmenetzen auf Basis fossiler Brennstoffe erzeugt.

Wachstumsziele bringen große Herausforderungen mit sich

Vorgaben der Bundespolitik, Länder und Kommunen weisen den Weg – Fernwärme wird weiterwachsen. Der große Hebel in zentralen Netzen schnell die Dekarbonisierung umzusetzen überzeugt – die notwendige Geschwindigkeit der Transformation stellt jedoch einen großen Wandel für das traditionelle Fernwärmegeschäft dar. Die Herausforderungen für Fernwärmeanbieter sind jetzt groß. Sie müssen mehr und schneller als zuvor:

  • Mit den Stakeholdern – öffentlich wie privat – gemeinsam Lösungen für die Wärmeversorgung in Potentialgebieten erarbeiten und realistische Ausbauziele vereinbaren – auch auf Basis von Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen.
  • Deutlich gestiegene Kundenanfragen bedienen, Kunden Planungssicherheit geben und Kunden aktiv gewinnen
  • Netze verstärkt aus- und umbauen trotz umfangreicher Abhängigkeiten z.B. im Tiefbau und bzgl. Endkunden (Stichwort: Temperaturniveau)
  • Dekarbonisierung der Erzeugung mit erneuerbaren Energien wie Biomasse, Geothermie, Solarthermie und Ab-/Umweltwärme erreichen
  • Von zentralen Erzeugern zu modularen Lösungen umsteigen und dabei die Versorgungssicherheit nicht gefährden
  • Neue Partnerschaften eingehen und bestehende vertiefen – in der Erzeugung, dem Ausbau des Netzes und an der Kundenschnittstelle
  • Die Voraussetzungen für Wachstum und die Umsetzung der Transformation schaffen – in Prozessen und der Organisation

Richtungsentscheidungen werden jetzt eingeleitet

Fernwärmeanbieter sind Partner von Städten und Kommunen, um die Wärmewende umzusetzen. Die gesetzten Ziele sind jedoch häufig sehr hoch – und nicht mit bisherigen Arbeitsweisen umzusetzen. Um in den nächsten Jahren die ambitionierten Wachstumsziele zu erreichen, müssen jetzt Richtungsentscheidungen getroffen werden.

Maßnahmen zur Umsetzung der Ausbauziele, die Weiterentwicklung der Netze und neue Erzeugungskonzepte müssen entwickelt werden. Hier braucht es Offenheit für neue Lösungen, Technologien und Erzeugungspartnern, z.B. bei der Nutzung von Abwärme. Mit der Definition von Transformationsplänen kann eine bedeutende Förderung gesichert werden – wobei die Regeln und Voraussetzungen der Förderung zu beachten sind.

In einigen Netzen wird sich das Wachstum bei Hausanschlüssen und Trassen verdrei- oder vierfachen. Bestehende Prozesse müsse dafür komplett überdacht werden. Dies erfordert einen neuen Blick auf Ausbaukonzepte und optimierte Prozesse. Neben technischen Plänen müssen die organisatorischen Voraussetzungen geschaffen werden. Und auch hier sind Partnerschaften wichtig und das Management wesentlichen Stakeholdern.

Das Wachstum der Fernwärme kann einen signifikanten Beitrag zur Wärmewende liefern – dafür müssen jetzt Konzepte entwickelt werden und Transformationsprozesse angestoßen werden.

[1]  https://ag-energiebilanzen.de/wp-content/uploads/2023/01/AGEB_21p2_V3_20221222.pdf

[2]  https://www.co2online.de/modernisieren-und-bauen/heizung/brennstoffe-energietraeger-im-vergleich/

[3]  BDEW Jahresbericht Energiewirtschaft 2022,

https://www.bdew.de/media/documents/Pub_20230601_Jahresbericht-2022-UPDATE-mai-2023.pdf

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