Digitalisierung nachhaltig umsetzen: Die entscheidende Rolle eines integrierten Programm- und Change-Managements
“Wenn digitale Transformation richtig umgesetzt wird, ist sie wie eine Raupe, die sich in einen Schmetterling verwandelt; aber wenn man sie falsch umsetzt, hat man nur eine wirklich schnelle Raupe.” – G. Westerman, MIT
Georg Westerman weist auf das wesentliche Dilemma der Digitalisierung hin: Wenn die Transformation gelingt, erschließt sich ein enormes Geschäftspotenzial. Wenn sie aber scheitert, können die gut gemeinten Programme dem gesamten Unternehmen erheblichen Schaden zufügen.
Bei der Betrachtung aktueller Ansätze wird deutlich, dass Digitalisierungsprogramme in der Regel ganz oben auf der Agenda des Top-Managements stehen. Den meist agil oder hybrid gesteuerten Programmen wird die volle Aufmerksamkeit entgegengebracht und es stehen ausreichend finanzielle, personelle und technische Ressourcen zur Verfügung. Dennoch scheitern viele Digitalisierungsprogramme.
Misserfolge entstehen oft durch kulturelle Herausforderungen: Ungewohnte Arbeitsweisen im Digitalisierungsumfeld kollidieren mit traditionellen Abläufen. Neue digitale Lösungen werden im gesamten Unternehmen ohne eine frühzeitige und angemessene Einbindung des Business implementiert. Mitarbeiter im gesamten Unternehmen sind verunsichert durch die anstehenden Veränderungen und neuen Anforderungen an ihre Arbeit. Das Gefühl, vernachlässigt zu werden und die nachlassende Bedeutung vorhandener Fähigkeiten verstärkt die negative Einstellung zur Digitalisierung.
Um diese kulturellen Herausforderungen adäquat zu adressieren, muss Change Management von Anfang an in jedes Digitalisierungsprogramm integriert werden. Drei Aspekte sind hierbei besonders relevant
Change Management aus Programmen ins gesamte Unternehmen steuern
Vier Elemente des Change Managements müssen aus dem Digitalisierungsprogramm in Richtung der gesamten Organisation forciert werden: Überzeugen, Befähigen, Vorleben und Verstärken. Diese Elemente unterstützen das gesamte Unternehmen im Rahmen der digitalen Transformation. Um zu überzeugen, spricht man alle Stakeholder mit einer konsistenten Change Story und geeigneten Kommunikationsmaßnahmen an. Ein gut umgesetztes Kompetenzentwicklungsprogramm befähigt alle Mitarbeiter, mit Veränderungen in ihrer Arbeit und ihrem Arbeitsumfeld umzugehen. Change Agents dienen als Vorbilder, die das digitale Mindset in die Organisation tragen. Um die Veränderungen nachhaltig zu verankern, spielen die gemeinsame Gestaltung neuer Prozesse und die Befähigung der Mitarbeiter eine entscheidende Rolle. Eine Erfolgskontrolle anhand von KPIs, die in das regelmäßige Projektcontrolling integriert werden, macht den Fortschritt sichtbar.
Programm- und Change-Management in einem ganzheitlichen Ansatz integrieren
Eine konsistente Kommunikation bietet Mitarbeitern eine klare Orientierungshilfe. Während das Programm-Management in Digitalisierungsprogrammen in der Regel agile und traditionelle Ansätze kombiniert, setzt das Change Management darauf auf, unterstützt und verstärkt die Aktivitäten des Programm-Managements. Das PMO übernimmt zusätzlich zu seiner traditionellen Rolle im Programm-Management auch die Rolle des zentralen Ansprechpartners für das Change Management, um so ein integriertes Projekt- und Change Management sicherzustellen.
Den optimalen Change-Ansatz auswählen und die kontinuierliche Weiterentwicklung sicherstellen
Gleich zu Beginn des Programms sollte eine detaillierte Programm- und Change-Management-Roadmap entwickelt werden, um Orientierung zu den Programmelementen und dazugehörigen Change Initiativen während der gesamten Programmlaufzeit zu geben. Basierend auf dem gewählten Programm-Management-Ansatz müssen geeignete Change Management-Maßnahmen festgelegt werden. Während der Programmlaufzeit muss die integrierte Roadmap auf der Grundlage von Programmanforderungen, Folgenabschätzungen und qualitativem Feedback der Stakeholder kontinuierlich verbessert werden.
Um durch Digitalisierungsprogramme greifbare Ergebnisse zu erzielen, hat sich ein integrierter Projekt- und Change-Management (PCM) Ansatz bewährt. Kurz gesagt, eine wirksame Digitalisierung erfordert ein kontinuierliches und integriertes Projekt- und Change-Management innerhalb des Digitalisierungsprogramms für das gesamte Unternehmen, oder – um es mit den Worten von George Westerman zu sagen: „Eine Raupe kann sich nur dann in einen Schmetterling verwandeln, wenn sie nicht zögert, ihr Wesen zu verändern“.
Bildquelle Titelbild: adobeStock – Alexander Limbach